Sprachgut
Der Spatz in der Hecke als Bedrohung des Lebens
Der Spatz in der Hecke
als Bedrohung des Lebens
denn er pfeift schrill
mein eignes Totenlied
die Sonne brennt permanent
die Kopfhaut schwitzt
doch wo ist nur
mein Dreiwettertaft
Schwarz zieht Wärme an
doch muß eine Einstellung
auch Opfer fordern
meine Achseln riechen
ich könnte ein Bad nehmen
doch fehlt mit etwas
wer erfindet endlich
die Lederbadehose?
ein Image muß reifen
als Mitglied der Szene
muß man konform sein
der Nietengürtel kratzt
alle um mich in Badehosen
das Freibad quillt bald über
man versucht unauffällig
unter meinen Schleier zu sehen
Ich fahre weinend zurück
der Umhang in den Speichen
verfangen und zerfetzt
oh schwarzes Bonanzarad
die Nacht kommt
um mein Leid zu lindern
zurück nun in den Sarg
mit Klimaanlage
zurück
Feuertag
eines Tages
als Gott Langeweile hatte
beschloß er
alle Lügner brennen zu lassen
Stichflammen und Rauchentwicklung
im Bundeskanzleramt
zwei Staatssekretäre mit Wassereimern
löschten vergeblich
der Vatikan ein Krematorium
Reliqiuen im Schnellverfahren
Sozialwohnungen standen frei
wie Jugendstilvillen
Engpässe in der Urnenfabrikation
"Linda de Mol burning live
at the smokeshow
exclusive at CNN"
Erbrechtstreit um Tic Tac Toe
Günter Strack mit Rekordasche
Sprinkleranlagen in Anzügen
nur bei Scientolgy
wer Kohle hat, der Kohle wird
akute Richterknappheit
wer wird Chefredakteur
des "Bild"-Nachfolgers?
Errichtung der Wahrheitskirche
der Patriarch betritt
in Schaum gehüllt den Dom
und verdampft
zurück
Es tut mir leid
Es tut mir leid, ich bin normal
ich trage keinen roten Schal
bin weder links, noch ein Faschist
noch wer, der schwul geboren ist
Es tut mir leid, ich bin normal
red' nicht gestelzt und nicht fäkal
ich war noch nie bei Arabella
und hab kein Mountainbike im Keller
Es tut mir leid, ich bin normal
denn meine Kleidung ist banal
ich lese weder Prinz noch Fokus
mein Bad ziert kein Designerlokus
Es tut mir leid, ich bin normal
denn dieser Umstand ist fatal
bin weder out, noch bin ich hip
und war nie auf dem Eso-Trip
Es tut mir leid, ich bin normal
und schaue nie den Trenkanal
der Hiphop ist mir einerlei
und bin in keiner Kleinstpartei
Es tut mit leid, ich bin normal
und damit hier in Unterzahl
bin werder Softie oder roh
es tut mir leid, ich bin halt so
zurück
Kochrezept
mit einem scharfen großen Messer
die Walhaut in handbreite Streifen schneiden
dann mit Freunden und Bekannten
mit dem Ausnehmen des Tieres beginnen
bitte an einen Container für die Organe denken
in einem 11 1/2 Quadratmeter großen Topf
vorher schon einen Schwarm Haubentaucher
in 200 Liter Hühnerbrühe garen
ergibt eine geschmackvolle Füllung
vorher bitte die Vögel töten
ein halbes Feld Petersilie
in einer Badewanne voll Salzlache einlegen
und einen Zentner Silberzwiebeln schälen
bei der Kokerei um die Ecke
für Freitag den Hochofen reservieren
die Barteln des zerlegten Wales
in einen Teich zu werfen
und als Fischernetz zu benutzen
erleichtert die Finanzierung des Festmahls
bitte vorher die Genehmigung besorgen
den Körper zwei Tage lang schmoren
mit einigen Flaschen Wein begießen
und mit einem Gabelstapler wenden
letztendlich mit Napalm flambieren
wir wünschen ihnen allen bon appétit
zurück
Stille
Er ging über das Feld
das er seit Kindesbeinen kannte
ließ den Hof hinter sich
und faltete die Hände
die Mutter, die ihn in den Keller sperrte
der Vater, der immer soff
die Schwestern, die bevorzugt wurden
ihnen schenkte er Frieden
sie blieben nun bei ihm
still und aufmerksam
leise sprach er mit ihnen
und plötzlich verstanden sie
Duft der Aromabäume
jeden Tag in die Badewanne
die Starre verflüchtigt sich
so saßen sie beieinander
sie würden ihn nie verstoßen
wie ihm so oft angedroht hatten
nun nicht mehr
und doch gingen sie von ihm
Stück für Stück und unaufhaltsam
kein Schatten konnte helfen
die Gesichter zerfielen voll Mimik
letztes Lächeln der Vergänglichkeit
als es nicht mehr ging
begrub er sie feierlich
nun suchte er eine Unterkunft
mit Familienanschluß
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Viel Nichts um Lärm