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TechnoNews goes Rockmusic:
Interview mit
Brenner (Die with Dignity)

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Brenner

Mir gegenüber sitzt Brenner, der ungewöhnlich nachdenklich zu sein scheint. Vielleicht trägt auch seine Kappe mit dem Slogan Nachdenklich dazu bei, wer weiß? Wesentlich auffälliger ist sein schwarzes, engbedrucktes T-Shirt, auf dem Hemmungsloser Konsum von harten Drogen ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen, auch wenn dies viele Jazz-Musiker anders sehen in hellgrünen Lettern steht.

Frage: Brenner, Sie haben nach eigener Aussage harte Zeiten hinter sich. Wie kommt's?

 

 

Antwort: Es fing alles ganz harmlos an. Broszat hatte ein Bier in der Hand.

...und dann?

 

 

Hat er es mir ruckartig über den Joint gekippt, weil er gerade eine tierische Idee für eine neue Investitionsmöglichkeit hatte. Typisch Musiker halt...

...Genau...! Und wie ging es weiter?

 

 

Wir nahmen immer mehr Drogen. Nicht wegen der Langeweile, die man als Superstar angeblich spüren soll, sondern eher aus philosophischen Gründen! Da es heißt, Musiker würden im Alter letztendlich immer an ihren glorreichen  Jugenderinnerungen scheitern, wollten wir einfach keine haben.

Sehr verständlich!

 

 

Leider haben wir gemerkt, dass das Musikbusiness einen halbwegs klaren Kopf verlangt. Das haben wir sehr schmerzhaft gemerkt!

Inwiefern?

 

 

Durch einen puren Zufall bekamen wir zur gleichen Zeit, es war während eines Konzerts in Perth, einen hellen Moment. Da stand neben uns auf der Bühne plötzlich der Hausmeister unseres Proberaums an der Panflöte, und die Wurstverkäuferin vom Rewe um die Ecke hackte wild auf einer Zitter herum. Sie schrieen gerade den Background zu Crack am Morgen vertreibt Kummer, Sorgen und man raucht weniger, dessen Text ich mittlerweise übrigens leicht unreflektiert finde. Wir erfuhren später, dass sie sich über Monate für Brotszeit und Reppen ausgegeben hatten, als zwei neue Bandmitglieder! Dennoch schafften wir nicht lange, völlig abstinent zu bleiben.

Nur drei Monate später erwachten wir zusammen in der finnischen Tundra; alle nackt und mit einem halben Wombat unter einem Arm. Gut, mit diesem Erlebnis hatten wir zwar Inspiration für einen Song, in dem wir alles rätselhaft verschlüsselten...

Nackt mit halbem Wombat in der Tundra...

 

 

Genau! Aber letztendlich sahen wir ein, dass Drogen allein nicht glücklich machen können.

Hat die Zeit Spuren hinterlassen?

 

 

Nun ja, sicher... Broszat ist mit Margarete Schreinemakers verlobt, Repgen hat den Zweitnamen Matula kriegt aufs Maul angenommen, während ich offensichtlich Wolfgang Thierse adoptiert habe. Er sagt zärtlich Onkel Ronny zu mir, was ich mir nun gar nicht erklären kann. Wir müssen wieder lernen, auf eigenen Beinen durchs Leben zu gehen, bzw. wach in der Sänfte zu liegen...

Mögen Sie noch die Songs aus dieser wilden Zeit?

 

 

Nun ja, nicht alle... Tri-Tra-Trullala ist uns zum Beispiel recht peinlich. Wir wollten eigentlich nur einen winzig-kleinen Teil aus Kasper und das Krokodil als Intro verwenden. Plötzlich fanden wir, natürlich nicht ganz nüchtern, die Geschichte so unglaublich spannend! Also ließen wir das Stück weiter und weiter laufen...

...75 Minuten, um genau zu sein...

 

 

...bevor unser einziger eigener Beitrag kam! Broszat sagte leise "Krokodil böse", bevor er hintenüber sackte. Das war alles! Zwei Wörter, also eines mehr als auf Der Schimmelreiter plus Repgen murmelt Tortenboden aus dem Vorjahr. Da spürte ich, es geht aufwärts!

Wie schnell ging es dann aufwärts?

 

 

Gar nicht, ich war bei diesem Gedanken völlig weggetreten! Als ich irgendwann aus einem komatösen Zustand erwachte und neben mir einen superfitten Bon Jovi über die Bühne springen sah, bemerkte ich den großen Unterschied. Wie wirkten ich denn Seite an Seite mit diesem Fitesswunder? Es war klar, dass etwas geschenen musste! Zwei Superstars müssen auch gesundheitlich auf einem Niveau sein! Tja, eine Woche später nahm er auch Drogen... Doch besser ging es mir dadurch letztendlich auch nicht!

... und dann?

 

 

Dann sprach uns ein Journalist an, der meinte, wird stünden jetzt ja voll in alter Rock'n'Roll-Tradition. Also quasi in einer Reihe mit Led Zeppelin, The Who und all den anderen... Da wurde es uns zu bunt!!!! Wir und konform? Was war nun mit innovativ und kompromisslos? Also verschenkten wir all unsere Drogen am Bochumer Hauptbahnhof, nahmen ausschließlich mit Tubas unsere neue CD Die Nachtigall hat Stimmbruch auf und gingen wieder auf Tour!

...und landeten dabei im Knast...

 

 

Aber kompromisslos! The Who und Led Zeppelin wären nie nackt im Vatikan aufgetreten....

© Januar 2004 by Die with Dignity. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.