Götterdämmerung (ein Gespräch)
Kompromisslos und innovativ - Das Interview
Wir von POPTOP haben es geschafft! Ein Exklusivinterview mit Brenner, dem Bassisten von Die with Dignity, der wohl angesagtesten Indie- Band Deutschlands! In einem düsteren Hotel im Ruhrgebiet sitzt mir Brenner mit kompromißlosem Gesichtsausdruck und innovativer Handhaltung gegenüber.
PT: Brenner, was wollen Sie mit Ihrem Image vermitteln?
BR: Wie Du sicher an meinem Gesichtsausdruck und der Handhaltung sehen kannst, wollen wir 'rüberbringen, daß wir kompromißlos und innovativ sind.
PT: Was sagen sie zu der Medienkampagne, die Sie zur Industrial-Boygroup hochstilisiert?
BR: Wir können nichts dafür, daß wir gut aussehen. Wenn bald jedes Gruftmädchen in Deutschland ein Poster von uns an der Wand hängen hat, ist es uns egal. Man wirft uns immer vor, ein Kunstprodukt zu sein und schon diverse Schönheitsoperationen hinter uns zu haben. Um allen Gerüchten vorzubeugen: mein Bauch ist nicht aus Silikon, und die Geheimratsecken einiger Bandmitglieder sind auch echt.
PT: Sie machen ja auch durch diverse Aktionen auf sich aufmerksam, die nicht immer unumstritten sind.
BR: Du spielt sicher auf unseren Auftritt beim "Diktator-Aid-Festival" für Saddam Hussein an. Dieser Mann mag ja keine blütenweiße Weste haben, aber auch er ist ein Verfolgter, ausgestoßen aus unserer selbstgerechten Gesellschaft. Wer uns deshalb kritisiert, ist nur scheinheilig.
PT: Auch die Texte sind meiner Meinung nach, sagen wir mal, nicht immer eindeutig...
BR: Es ist nicht kompromißlos und innovativ, eindeutige Texte zu haben.
PT: Nehmen wir den Text "Schlampenhacker" als Beispiel. Die Zeile "reiß alle Frauen in Stücke, und wirf sie in den Schredder" ist nicht überall auf Begeisterung gestoßen, es fiel der Begriff Sexismus, und...
BR: ..da kann man ja gleich behaupten, unser Song "Kill das ekelhafte Asylantenpack" sei rassistisch! Wenn man es wirklich will, kann man alles falsch deuten. Wenn Westernhagen "laß' uns lieben" grölt, stört das keinen, aber unser "Notzucht im Kinderhort" eckt überall an, da kann doch etwas nicht stimmen!
PT: Warum bestehen sie darauf, daß in diesem Interview die Worte Pornographie, Sodomie, Blasphemie, Pädophilie, Inzest, Ficken und Schlampe vorkommen, obwohl jene nicht in den Kontext passen?
BR: Wenn man ein sogenanntes Internetschwein ist und eines dieser Stichworte bei den Suchmaschinen eingibt, liest man diese Zeilen, das ist doch lustig!
PT: Manche Fans beschwerten sich auch über Ihre letzte Veröffentlichung "Karaoke a capella", bei der kein einziger Laut zu hören ist.
BR: Welche andere Band gibt ihre Fans derartigen Freiraum? Wir wollen die Phantasie und Kreativität damit wecken, wir haben sogar schon einen zweiten Teil dieser Trilogie in Planung. Es ist auch wieder typisch, wenn irgendwelche gefeierten Punkbands eine halbe Stunde Schrott liefern, jubelt jeder; wir hingegen hauen achtzig Minuten in höchster Soundqualität drauf, und niemand merkt es.
PT: Sie lehnen es kategorisch ab, mit anderen Bands zu touren. Aus welchem Grund?
BR: Wir würden gerne mit anderen Bands auftreten, aber sie müssen, genau wie wir,..
PT: ..kompromißlos und innovativ sein?
BR: So ist es.
